Sonntag, 26. August 2007

Fachkräfte(mangel) koste[t|n] was

Es ist gerade mal ein Jahr her, als unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel in aller Öffentlichkeit Deutschland als Sanierungsfall bezeichnete. Jetzt plötzlich brach der Wirtschaftaufschwung über uns alle ein. Die Wirtschaft boomt so stark, dass uns völlig unerwartet die Fachkräfte ausgegangen sind (oder waren nie genug da)! Das war am Ende der 80er Jahre so, es war im Jahr 2001 so und jetzt ist es auch so.


Öffnen des Arbeitsmarktes für ausländische Fachkräfte

Nun soll der Arbeitsmarkt "baldmöglichst" nach Aussage des Bundeswirtschaftsminister Michael Glos für Ingenieure aus den zwölf neuen EU-Staaten geöffnet werden. [1]

Konsequenzen – Wo bleiben "Gast"-Fachkräfte bei Abschwung
Als ehemaliges Kind einer Gastarbeiterfamilie (oder auf Neu-Hochdeutsch "Ausländer mit Migrationshintergrund") stelle ich mir die Frage, was passiert mit all den Fachkräften, wenn plötzlich und unerwartet die Konjunktur wieder einbricht oder sinkt? Ich erinnere mich an die CeBIT-Eröffnungsrede des damaligen Kanzlers Schröder im Jahr 2001. Er initiierte dort die Green-Card-Debatte. Im gleichen Jahr platzte die New Economy Blase, und der Anschlag am 11ten September erschütterte die Welt!

Die Industrie fordert schnell Fachkräfte bei Bedarf und entledigt sich ihrer genauso schnell bei Nicht-Bedarf. Wer kümmert sich dann um die Fachkräfte, egal ob sie aus dem Inland oder Ausland stammen? Die Unternehmen tragen selbst eine Verantwortung, die, so mein Eindruck, nicht wahrgenommen wird. Die Ursachen für den aktuellen Fachkräftemangel hat sie nach dem einhelligen Presseecho selbst zu verschulden.

Gibt es aktuell einen Fachkräftemangel
Angesichts der arbeitslos Gemeldeten Ingenieure (ca. 30.000) stellt sich einem doch die Frage, warum diese nicht genommenen werden. Der Grund, diese sind zumeist über 50 Jahre alt (siehe mein Blog Fachkräftemangel: Des Pudels Kern [2]).

Blick in die Vergangenheit - Ursachenforschung
Wolfgang Lieb von den NachDenkSeiten fasst die aktuelle Diskussion wie folgt zusammen:
Der Streit um das Vorziehen der Freizügigkeit ist aber in jedem Falle auch ein Ablenkungsmanöver von den Fehlern in der Vergangenheit. [3]

Worin liegen die Fehler und Ursachen? Hier meine Aufzählung:
  • Aus- und Weiterbildung: Viele Betriebe bilden nicht mehr aus (s. damalige Diskussion zur Ausbildungsplatzabgabe)
  • Rationalisierung der Arbeitsplätze: Ohne Notwendigkeit wird qualifiziertes Fachpersonal über 50 abgebaut
  • Einführen von Studiengebühren
  • Kürzungen an den Unis: Der Rotstift wird bei den Unis angesetzt(s. u.a.[4])
  • Abwanderung höher Qualifizierter aus Deutschland ins Ausland

Fachkräftemangel kostet 20.000.000.000 €
In einer Studie im Auftrag des Wirtschaftsminister Michael Glos werden die aktuellen Kosten des Fachkräftemangels auf ca. 20 Mrd. beziffert.

Prämien
Mit den Fachkräften würden also ca. 20 Mrd. € pro Jahr erwirtschaftet werden. Da würde sich doch eine Investition mehr als rentieren! Daher mein Vorschlag:

Jedem der studiert eine Antrittsprämie (a la Klaus Kleinfeld) und jedem, der die Ausbildung oder Studium abschließt, eine Erfolgsprämie! Wenn du Unis schon wirtschaftnahe sein sollen, können sie ja mit der Erfolgsvergütung beginnen!

Vielleicht klingt das lustig, aber ich finde, Menschen motiviert man durch positive Anreize und nicht durch "Bestrafung"!

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Links

[1] Tagesspiegel: Glos will osteuropäische Ingenieure schnell ins Land holen
[2] fxHakan Blog: Fachkräftemangel: Des Pudels Kern
[3] NachDenkSeiten: Das Hin und Her um nötige Fachkräfte
[4] Tagesspiegel: Unis verlieren hunderte Professoren
[5] sueddeutsche: Fachkräfte-Mangel kostet jährlich 20 Milliarden

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