Donnerstag, 9. August 2007

Fachkräftemangel: Des Pudels Kern

Am vorletzten Wochenende verfolgte ich ein Interview des ARDs zum Thema "Fachkräftemangel" mit einem höhergestellten Vertreter des DIHK (Name ist mir leider entfallen). Dabei wurde ihm die Frage gestellt, warum denn angesicht von ca. 30.000 arbeitslosen Ingenieure ein Mangel herrsche, der den Zuzug von ausländischen Arbeitnehmern erfordere.

Die Antwort verblüffte mich, denn es wurde kein Grund dafür genannt! Stattdessen sagte er, dass durch die ausländischen Arbeitkräfte Arbeitsplätze geschaffen werden würden. Warum erst Arbeitskräfte aus dem Ausland in das Land geholt werden müssen, um Arbeit für die arbeitslosen Ingenieure zu schaffen, die dringend gesucht werden, erschließt sich mir nicht!

Daraufhin recherchierte ich im Internet und stieß auf ein Interview der Tagesschau mit Kentzler:

tagesschau.de: Ein anderes Dauerthema ist der erwartete Fachkräftemangel. Bei zehn Prozent Arbeitslosen scheint das dem Laien schwer vorstellbar. Wann haben wir offiziell mit Fachkräftemangel zu rechnen und wo?

Kentzler: In vielen Berufen braucht man heute ein erstklassiges kaufmännisches oder fachliches Wissen - sonst hat man gegen internationale Konkurrenz kaum eine Chance. Zumal wenn man deutsche Preise verlangt. Hier müssen noch mehr junge Leute umdenken und sich beruflich fortbilden, um den aktuellen Anforderungen im Beruf gerecht werden zu können. Es ist gefährlich, wenn jetzt festgestellt wird, dass eine Generation nachwächst, die weniger qualifiziert ist, als die Jahrgänge zuvor. (Hervorhebungen von mir)


Meine Übersetzung dieser Passage: Junge ausländische Fachkräfte sind billiger. Junge Leute in Deutschland brauchen eine Weiter- oder Fortbildung, da sie weniger qualifiziert sind als Jahrgänge zuvor. Was ist allerdings mit den älteren Arbeitslosen? Die werden mit keinem Wort erwähnt! Müssen die sich nicht weiter qualifizieren? Können die das nicht oder brauchen sie es nicht?

Ich suche weiter im Internet. Dort stoße ich auf Report Mainz vom 17.05.2004! Die gehen der Frage nach, was sich hinter der Klage über Fachkräftemangel wirklich versteckt. Darin bitten sie die Wirtschaftsverbände um konkrete Beispiele für Fachkräftemangel in Deutschland. Eine Nachfrage bei den genannten Unternehmen ergibt, dass diese keine Fachkräfte Probleme haben. Also machen sie sich weiter auf die Suche und werden in Offenbach fündig. Ein Unternehmen sucht dringend Elektriker, Mechaniker, Schlosser oder Programmierer, die es nach eigenen Angaben nicht findet. Eine Anfrage beim zuständigen Arbeitsamt ergibt, dass ca. 200 Elektriker, ca. 200 Schlosser und über 400 EDV-Experten gemeldet sind! Was also steckt tatsächlich dahinter

O-Ton, Jan Wölfl, Arbeitsamt Offenbach:

»Scheinbar scheint’s auch darum zu gehen, dass man versucht, das Lohnniveau zu senken oder Druck auf Bewerber auszuüben, dass die bereit sind, für niedrigere Gehälter auf dem Markt sich zu engagieren. Es ist tatsächlich auch zur Zeit so, dass die Einstiegsgehälter hier in der Rhein-Main-Region zurückgegangen sind.«

Jetzt haben wir da Jahr 2007 und natürlich ist alles anders!

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Links

[1] Tagesschau: "Glos' Politik kann nicht so schlecht sein"
[2] REPORT MAINZ: Arbeitslose Fachkräfte: Verschärft das Zuwanderungsgesetz die Misere? (Sendung vom 17.05.2004)

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